Copyright: GrafikStudio HÜGEMO, Elga + Gerulf Morgenstern-Hübner, Essen

Protest braucht Bilder

Angehende Grafiker setzten die Kritik an der Schule plakativ in Szene

Plakate als visuelle Ausdrucksformen von Protest und gesellschaftspolitischer Kritik sind mächtig: Wenn sie - wie im Fall der Arbeiten von Elga + Gerulf Morgenstern-Hübner - eine über jeden Zweifel erhabene ästhetische Qualität aufweisen, dann geht ihre Aussage wohl an keinem Betrachter spurlos vorbei. Unwillkürlich geschieht eine Auseinandersetzung mit dem Visualisierten und das Anliegen wird in die Gesellschaft hineingetragen. 

 

Wir haben Elga Morgenstern-Hübner, die mit ihrem späteren Mann Gerulf nicht nur die Anliegen der Studentenbewegung, sondern auch die Proteste der Schülerinnen und Schüler grafisch umgesetzt hat,

vier Fragen zu ihren Arbeiten in den 1960er und 70er Jahren gestellt.

 

Frau Morgenstern-Hübner gab es seinerzeit irgendwelche Vorgaben bei den Plakaten für den Arbeitskreis Essener Höherer Schulen (AES) und das Jugendzentrum Essen?

 

"Nein, es gab für uns keine Vorgaben. Unser erstes Plakat "Studenten-Demonstration 1967" hatte gezeigt, wie viel Wirbel und Aufmerksamkeit wir mit einem Plakatmotiv entfachen konnten und dass wir Themen plakativ-provokant ins Visuelle umsetzen und auf den Punkt bringen konnten. Auf Grund dessen haben sich der AES und das Jugendzentrum an uns gewandt. 1967 waren wir Studenten im 4. Semester an den Werkkunstschulen Dortmund und Essen. Es war eine Herausforderung weitere starke Bildideen zu kreieren und bis zum Druck umzusetzen."  

 

Entsprachen die Inhalte und die Kritik, die die Plakate zum Ausdruck bringen Ihren eigenen Ansichten?

 

"Wir waren selbst rebellierende Studenten, nahmen an Diskussionen und Demonstrationen teil - waren also MITTENDRIN. Ständen wir nicht hinter den Inhalten, hätten wir diese Plakataufträge nicht angenommen. Für uns war es mit politischen Plakatinhalten auch nicht anders möglich. Eine damalige Anfrage einer rechten Partei für einen Plakatentwurf lehnten wir ab. Und das gilt bis heute!"

 

Gab es in Ihrem Grafikbüro noch andere Gestaltungsvorschläge?

 

"Zu Beginn gab es noch nicht das 'Grafikbüro', wir waren einfach Kunststudenten (Abschluß 1970). Meistens zeichneten wir einige Ideen-Skribbles in Bild und Text. Die Entwürfe, die wir am stärksten fanden, präsentierten und diskutierten wir dann in der Studentengemeinde."

 

Wie war die Reaktion auf die Plakate?

 

"Die Reaktion auf die 'Schülerplakate' war positiv. Sie wurden in der Tagespresse abgedruckt und somit wurde auch die Veranstaltung beworben. 1968 bekamen wir von der AES den zweiten Auftrag zu einem Plakatentwurf im DIN A1 oder A2 Format mit dem Titel/Inhalt: 'Sex ab Sexta'. Dies wäre vergessen, wenn ich nicht einen Eintrag in unserem Auftragsbuch vom 11.9.1068 gefunden hätte. Er war durchgestrichen und mit dem Hinweis 'nicht ausgeführt' versehen. Man sieht hier, wie mutig die Themen der Schüler in dieser Zeit waren!!!"

Publikationsdatum: 17.05.2017

Themen: Ausstellung