Die Lippische Landes-Zeitung berichtet
Schüler sind auf den Spuren der 68er
Lemgo (af). Das Jahr 1968: Schüler und Studenten protestieren gegen Krieg und Gewalt. Diese turbulente Zeit vor genau 50 Jahren wollen Schüler der Karla-Raveh-Gesamtschule gemeinsam mit dem Hexenbürgermeisterhaus wieder zum Leben erwecken - auf der Bühne.
Das Museum arbeitet zusammen mit den Schülern des mittlerweile als Hauptfach angebotenen Kurses "Darstellen und Gestalten" der achten Klasse und dem Literaturkurs der Jahrgangsstufe zwölf an dem Projekt "mehralsdagegen. Schülerproteste 1968ff". Dazu erarbeiten sie zwei eigenständige Theaterproduktionen sowie eine Ausstellung, um dieses Thema aufzubereiten und mit den aktuellen Problemen und Sichtweisen der Schüler von heute zu verbinden. Die Aufführung soll im Mai im Hexenbürgermeisterhaus zu sehen sein.
Schon lange vor der Premiere fanden sich die Schüler zur gemeinsamen Probe im Forum 1 der Gesamtschule zusammen. Aufgeregt, aber dennoch professionell zeigten sie ihr bereits gewonnenes darstellerisches Können auf der Bühne, zusammen mit einer wirkungsvollen Bühnendekoration und Komposition. Die Vorführung wird durch die Musik einer englischen Band aus den 1970ern begleitet, die mit einem passenden Song gegen die Lehrmethoden des puristischen England von damals protestierte.
Aber auch zur Einstellung zum Krieg und den aktuellen Brennpunkten auf der Welt wird Stellung bezogen, wie auch zur "Never-Again"-Bewegung in den USA. Hier zeigt sich, dass eine unterschiedliche Auffassung der Schüler zur Bundeswehr als Einsatztruppe bei Kriegen und als eventuell in Frage kommender Arbeitsplatz besteht, deren kontroverse Sichtweise ebenfalls Raum in den entsprechenden Vorführungen bekommen wird.
Das Projekt wird vom Land Nordrhein-Westfalen, genauer durch das Programm "Kultur und Schule" sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft, unterstützt, so dass mehr als 60 Schüler, drei Lehrer, zwei Theaterpädagogen, eine Choreografin und eine Filmemacherin die Schüler begleiten. Das Museum wird bei der Ausstellung nicht nur von den Schülern, sondern auch von Studenten des Masterstudiengangs Kulturanthropologie/Volkskunde am Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Universität Münster unterstützt.
Die Kurse "Darstellen und Gestalten" leiten Doris Eulenstein und Anke Fisera, den Literaturkurs führt Philipp Schmidt-Rhaesa. Für den Zusatzkurs Geschichte der 13. Jahrgangsstufe zeichnet Hartmut Dahlweid verantwortlich, Theaterpädagogik und Regie arrangieren Karin Wedekind (DG-Kurse) und Stefan Schäfer (Literaturkreis). Für die Ausstellung im Hexenbürgermeisterhaus ist Leiter Jürgen Scheffler verantwortlich.
Der Artikel erschien am 08. März 2018 in der Lippischen Landeszeitung.